Nordamerika Januar-Februar 2016

Sinn oder Unsinn - da soll einer die Amerikaner verstehen. Nach etlichen Online und telefonischen Versuchen einen Termin bei der US Botschaft zwecks Interview-Termin für das Visum zu erhalten, wurden wir darauf hingewiesen, dass man in Mexiko nur eine Visum erhält, wenn man entweder Mexikaner ist, in Mexiko als Resident gemeldet ist oder ein Visum verlängern/erneuern will. Als ‚normaler‘ Tourist erhält man KEIN US Visum. So ein Mist! Was nun? Trotzdem fahren und schauen was passiert? Ein ESTA-Formular hatten wir noch von der letzten Einreise in die US Virgins, welches auch noch gültig war. Von einem befreundeten Segler erfuhren wir, dass die Behörden in Key West teilweise nicht wüssten, dass man ein Visum benötigt und man deshalb mit diesem ESTA-Formular einreisen könne. Nun gut, wir mussten in die Staaten um den Service unsere Rettungsinsel machen zu lassen.

Wir entschieden uns auf das nächste Wetterfenster zu warten, damit wir nach Key West segeln konnten. Aber bevor wir los konnten, wollten wir doch nun wirklich noch ein Golf Car mieten und damit Isla Mujeres abfahren. Geht ja wohl gar nicht 9 Monate dort zu verbringen und nicht die ganze Insel wenigstens einmal abgefahren zu haben. So waren wir an einem wunderschönen und warmen Sonntag um kurz nach 9 Uhr im Besitz eines Golf Cars für 8 Stunden.

Der erste Ausflug ging in den Supermarkt um einige Einkäufe für die Überfahrt zu den Azoren und nach Amerika zu kaufen. Günstiger als hier in Mexiko werden wir wohl die nächsten paar Monate nicht einkaufen können. So bunkerten wir mal wieder 48 Flaschen Wein und ebenso viele Dosen Bier. Kurzerhand die Ware aufs Schiff gebracht, konnte unser Ausflug losgehen. Ziel war Punta Sur. Wie der Name schon sagt, der südlichste Punkt der Insel. Es wird gesagt, dass dies der Ort sei wo die Sonne jeden Morgen als erstes mexikanisches Land küsse. Nun gut, da wir grundsätzlich keine Frühaufsteher sind, kamen wir nicht in den Genuss dies zu sehen! Aber eine tolle Aussicht auf das Karibische Meer und die Bucht von Cancun mit ihrem traumhaften türkisblauen Wasser erwartete uns. Des Weiteren gab es einen modernen Skulpturen Garten, einen doch ziemlich verfallenen Maya-Tempel und einen Pfad, der um die ausgespülten Klippen führten. Einfach atemberaubend, diese verschiedenen Felsformationen, die über Jahr Millionen von Wind, Wetter und Wasser geformt wurden. Vom Süden fuhren wir dann auf der Küstenstrasse nach Norden und genehmigten uns dort ein Mittagessen am Strand von Playa Norte bevor es dann zurück zum Schiff ging.

   

Für uns war es schon wie eine Abschiedstour. Es kündigte sich ein einigermassen günstiges Wetterfenster an. Nach mehrmaligem – ja wir gehen – nein wir gehen nicht – entschieden wir uns dann dafür. Am Abend zuvor verabschiedeten wir uns von unserem liebgewonnen Freund Peter, dem wir sehr viel zu verdanken haben. Hat er uns die letzten Monate immer tatkräftig unterstütz. Sei es bei Verbesserungen an der Schiffselektronik, sein lokales Wissen (was bekommt man wo) oder seine Taxi-Dienste in Cancun. Wir werden sein aufgestelltes Wesen und die friedlichen Abende mit ihm bei einem feinen Essen und einer guten Flasche Wein vermissen.

Es wurde noch einmal richtig Stürmisch bevor wir dann am 8. Februar 2016 ausklarierten und uns kurz nach Mittag auf den Weg machten. Ca 340 Seemeilen wollten wir in 3 Tagen schaffen. Der Wetterbericht sagte WNW auf Nord drehend. Windstärken bis 25 Knoten. Inzwischen haben wir gelernt, dass man jeweils mindestens 5 Knoten zum Wetterbericht dazugeben kann. Im Golf von Mexiko braute sich schon wieder eine Front mit über 30 Knoten Wind zusammen, die aber nicht bis Kuba zbw. Key West runter kommen sollte. So hofften wir, dass wir nur noch die Ausläufer dieser Front spüren würden. Im Notfall würden wir in Kuba Schutz suchen. Dies war dann zum Glück nicht nötig. Bei moderaten Winden von ca. 17 Knoten, gerefftem Grosssegel und voller Genua machten wir uns auf den Weg durch den berüchtigten Yucatan Channel. Er meinte es gut mit uns. Mit der Strömung segelten wir auf Capo San Antonio (Kuba) mit über 7 Knoten zu. Der Wind aus gemütlichen 120 Grad aufgrund der Abdrift. Der Besuch von Delfinen machte den Segeltag perfekt. Gegen Morgen drehte der Wind dann für ein paar Stunden auf knapp 30 Knoten auf und wir flogen teilweise mit über 8 Knoten Key West entgegen. Am Mittwoch dann plötzlich das Gegenteil. Die Gegenströmung bremste uns auf 3 Knoten runter bevor wir dann in den Genuss des Golfstroms kamen, der uns dann wieder mit ca. 1.5 Knoten zusätzlich vorwärts schob. Morgens um 04.30 Uhr liessen wir nach 65 Stunden und ca. 360 Seemeilen vor Sunset Cay (Key West) den Anker fallen. Seglerisch gesehen, war es eine tolle Fahrt – aber es war saukalt. In Key West zeigte das Thermometer morgens noch 17 Grad! Ganz schön frisch wenn man seit gut 2 Jahren in der Karibik lebt!

Nach ca. 3 Stunden Schlaf war schon wieder Tagwache angesagt. Wir wollten in ein Mooring Feld übersiedeln, dass auf der anderen Seite vom momentanen Ankerplatz lag und dann mussten wir ja noch einklarieren. Kurz im Marina-Büro angerufen um eine Boje zu erhalten, machten wir uns auf den Weg und fanden eine geeignete Boje fast am Ende des Feldes. Der Weg an Land war dann auch relativ weit (ca. 25 Min.) mit unserem 2 PS Motörchen.

Wir meldeten uns in der Marina. Zum einklarieren in den Staaten muss jedes Schiff vorab bei der CBP (Custom Border Protection) telefonisch angekündigt werden. Der Manager der Marina war dann so nett und stellte uns sein Telefon zur Verfügung. Ansonsten hätte das ein vermögen gekostet. Die wollten nämlich einiges Wissen und so war Yvonne ca. 20 Minuten am Telefon beschäftigt. Wir erhielten eine Referenznummer, mit der wir an den Flughafen sollten und uns da persönlich bei der CBP melden. Mit Taxi (16 USD für ca. 5 Minuten Fahrt!) gelangten wir zum Flughafen. Bei der CBP wurden wir von einem netten Herrn in Empfang genommen, dem wir unsere ganzen Dokumente aushändigten. Nach ein paar Minuten kam dieser wieder zurück und fragte uns, ob wir tatsächlich glaubten nur mit dem ESTA-Formular einreisen zu können. Ganz unschuldig bejahten wir die Frage. Daraufhin wurden wir darauf hingewiesen, dass die Einreise mit Privatschiff nur mit einem Visa stattfinden könne und das dies ausführlich im Internet nachzulesen sei. Lange Rede kurzer Sinn – schlussendlich hatten wir die Wahl zwischen einem 3-Monats-Visum für 585 USD pro Person oder das Land innert 24 Stunden wieder zu verlassen. Nun, für uns war klar, dass wir in den sauren Apfel beissen und den stolzen Betrag von 1170 USD für die 2 Visas zahlen müssen. Ziel in Key West war ja der Service unserer Rettungsinsel. Die nächsten Stunden verbrachten wir im Büro der CBP und warteten auf unser ‚golden Visa‘. Den Beamten taten wir scheinbar leid und so schenkten sie uns die üblichen Kosten für die Einreise und das ‚Cruising Permitt‘. Na immerhin. Das war genug Aufregung für einen Tag und so fuhren wir zurück zur TAMANGO LOVE.

Die nächsten Tage erkundeten wir Key West zu Fuss. Was für ein hübsches und charmantes Örtchen. Typisch amerikanisch-kitschig im Zentrum und vielen touristischen Sehenswürdigkeiten wie z.B. das Haus von Ernest Hemingway, ein Schiffwrack-Museum, ein Aquarium mit Streichelzoo, das Fort Zachary Taylor mit Park und Beach, Southernmost Point (südlichster Punkt Amerikas).

      

Zwischen den ganzen Sehenswürdigkeiten erblickt man in den Seitenstrassen wunderschöne Häuser im viktorianischen Stil, die teilweise so zu gepflanzt sind, dass man sie kaum sieht. Dann gibt es natürlich noch die berühmte Duval Street wo Tag und Nacht etwas los ist und wie wir feststellen mussten, ein beliebtes Ziel für Polterabende. Eine Bar löst die nächste ab und an vielen Orten spielen Live Bands. Einige der Bars haben sogar gleich nebenan ihren eigenen Merchandise-Shop, wo T-Shirt, Gläser, Capes etc. verkauft werden. 

  

Zwischen all den Sightseeing Touren, die wir ausschliesslich zu Fuss unternommen haben, waren wir noch in Kontakt mit der Firma, die unsere Rettungsinsel warten sollte. Und wie des Öfteren kommt es anders als man denkt. Vor 6 Monaten wurde uns versichert, dass es ihnen möglich wäre, unsere Rettungsinsel zu warten. Nach einigen E-mails wurde uns dann aber mitgeteilt, dass es doch nicht möglich sei. Tja, hätten wir das gewusst, wären wir trotzdem in die USA? Keine Ahnung – schön ist es allemal hier. Was wir oder sicher Yvonne unbedingt sehen wollte, waren Manatees (Seekühe). Die soll es ja in Florida geben. Im Internet fanden wir dann eine Eco-Tour, die von Key Largo aus ca. 2 Stunden in den Keys herumführte und mit den Manatees warb. Leider, oder vielleicht zum Glück, gab es kein öffentliches Verkehrsmittel das uns dorthin bringen würde. Also mussten wir ein Auto mieten. Übers Internet gebucht, entschieden wir uns - wie meistens - für die günstigste Kategorie und buchten für 2 Tage ein Auto. So konnten wir auch noch einen Grosseinkauf machen. Was wir dann als Mietwagen erhielten verschlug uns fast die Sprache. Für 40 € (2 Tage) bekamen wir einen Ford Mustang Star Cabriolet! Wir beide dachten nur: JACKPOT! So genossen wir die 2 Tage mit unserer Super Kutsche.

Die Eco-Tour von Key Largo war ausgesprochen erfolgreich. Erstens waren wir nur zu zweit anstelle von 6 Personen an Bord – also quasi eine Privattour, zweitens konnten wir diverse freilebende Manatees beobachten, lernten einiges über Mangroven und wie wichtig diese Bäume für das ganze Ökosystem der Gegend sind und einiges mehr.

        

Danach düsten wir nach Miami Beach. Es war gerade ‚Spring Break‘ und so tummelten sich hunderte von schrillen 'Vögeln' am Strand und den nahegelegenen Bars. Es war wirklich ein SEHEN und GESEHEN WERDEN. Hübsche schlanke und weniger schlanke Mädels im knappen Bikini, Jungs, die ihr Six-Pack spazieren führten und ein unglaubliches Polizei-Aufgebot. Wir suchten uns eine Bar im ersten Stock und beobachteten eine Weile das bunte Treiben bevor es dann zurück nach Key West ging.

  

Die Tage waren mal wieder gezählt. Unser nächstes Ziel waren die Bahamas. Nicht günstiger als die USA aber ein Stück näher an Bermuda. Am 18. März 2016 war ein günstiger Zeitpunkt für die Überfahrt, den wir nutzten und wir uns auf den Weg nach Bimini/Bahamas machten. Wir werden wieder berichten….

Mehr Bilder gibt es unter: http://www.tamango.ch/fotos/nordamerika/usa