Nachdem wir alles gut verstaut und weggeräumt, das Dinghi auf dem Deck festgezurrt und Sandwiches für die Überfahrt von San Antonio/Ibiza nach Valencia geschmiert hatten, wurde der Anker am 12. Oktober 2016 um 13.15 Uhr gehoben. Knapp 90 Seemeilen und somit wieder eine Nachtfahrt lagen vor uns. Bei SSW Wind von 15 – 27 Knoten kamen wir flott voran. Die TAMANGO LOVE flitzte mit 6 -7 Knoten übers Wasser bis kurz vor 22 Uhr der Wind komplett abstellte. Zum Glück nur für ca. 1 ½ Stunden. Danach konnten wir die Segel wieder ziehen. Valencia begrüsste uns mit einem trüben grauverhangenen Himmel. Morgens um 8 Uhr erreichten wir den Real Club Nautico Valencia, wo wir uns im Vorfeld bereits angekündigt hatten. Vorschriftsgemäss wollten wir am Ankunfts-Pier festmachen. Etliche Versuche schlugen jedoch fehl. Wir kamen einfach nicht an diesen Pier sondern wurden immer wieder weggedrückt, egal wie wir es versuchten. Am Wind konnte das nicht liegen, denn da war keiner. Später erfuhren wir, dass es eine fiese Strömung im Hafen gibt. Nach einer Stunde und einem Kratzer am Aussenbord gaben wir resigniert auf. Gegenüber dem Ankunfts-Pier lagen Fingerpantoons, wo wir es noch einmal versuchten. Diesmal mit Erfolg. Da dieser sehr weit weg vom Büro lag, wasserten wir kurzerhand das Dinghi um damit an Land zu kommen. Uns wurde dann mitgeteilt, dass wir nicht an einem Steg vom Club festgemacht hätten sondern von einer anderen Marina. Nun gut, der Platz passte uns sowieso nicht. Der Steg war mit Möwenkot übersäht. Nachdem wir an unserem zugewiesenen Platz festgemacht hatten, mussten wir die TAMANGO LOVE, die Belegleinen und unsere Schuhe von der Mövenk…. befreien. Igitt igitt… Noch nicht ganz fertig mit putzen, kriegten wir bereits Besuch. Unsere Schweizer-Flagge wurde bereits gesichtet. Andy, ein Zuger, der Heinz bereits vor ca. 15 Jahren in Denia kennengelernt hatte, war inzwischen nach Valencia umgezogen. Ebenfalls auf ein Schiff. Und er war der eigentliche Grund warum wir nach Valencia segelten. Die folgende Woche erkundeten wir Valencia meistens mit unserem ‚privaten Reiseleiter‘ Andy. Nochmals ein herzliches Dankeschön!
Völlig unerwartet präsentierte sich uns eine wunderschöne und sehr saubere Stadt, die mit ihren unzähligen Tapas-Restaurants zum Verweilen einlädt.
Was uns am meisten faszinierte, war der aussergewöhnliche Architektur-Mix von Gotisch, Rokoko über Jugendstil bis zur absoluten Moderne.
Auch staunten wir über Jahrtausende alte Bäume, die in einem Park standen und ein enormes Ausmass hatten.
Ein Besuch im Oceanografico liessen wir uns ebenfalls nicht entgehen. Das grösste Aquarium Europas präsentierte eine beeindruckende Unterwasserwelt, wo man durch Glastunnels Haie, Rochen, Thunfische und vieles mehr beobachten kann. Robben, Delfine und Pinguine fehlten natürlich auch nicht, ganz zu schweigen von vielen anderen Lebewesen im und über Wasser.
Nach einer Woche beschlossen wir dann unsere Reise fortzusetzen. Nachtfahrten waren keine mehr geplant. So entschieden wir uns für das ca. 18 SM entfernten Cullera. Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung von unserem Freund Andy machten wir uns kurz nach 12 Uhr auf den Weg.
Der Himmel zeigte sich von derselben Seite wie bei unserer Ankunft. Grau in Grau und Wind gab es leider auch nicht, dafür eine fiese Dünung. Leider waren wir nicht wirklich geschützt in Cullera und so tanzte die TAMANGO LOVE die ganze Nacht. Zu viel um gut schlafen zu können. Kaum wurde es hell, wurde der Anker gehoben und die weitere Reise angetreten. Der Himmel noch immer trübe und der Wind zu wenig um zu segeln, motorten wir unserem Ziel entgegen. Dafür dass kein Wind da war, gab es jedoch eine enorme Dünung. Irgendwo musste vor kurzem ein Sturm getobt haben, dessen Wellen nun bei uns Ungemütlichkeit aufkommen lies. Schliesslich näherten wir uns dem Hafen von Denia. Mit einem flauen Gefühl schauten wir auf die Einfahrt. Der Wellengang war wirklich enorm und floss beinahe in die Einfahrt. Steuerbord einen ca. 300 Meter langen Wellenbrecher, Backbord eine Sandbank. Glücklicherweise passierte kurz vor uns ein grosser Katamaran die lange Einfahrt und so konnten wir sehen, wie sich die Wellen verhalten und ab wann die Dünung verebbte. Konzentriert fuhren wir die Einfahrt entlang ins Hafenbecken, wo man sich vorkam wie auf einem See. Wunderbar. Über Funk wurde uns von der Marina de Denia ein Platz zugewiesen wo uns ein Marinero bereits erwartete und beim Anlegen behilflich war. Für die TAMANGO LOVE schloss sich der Kreis an diesem Tag. Genau hier war der Ort wo Heinz und sein Freund Phil vor ca. 15 Jahren das Schiff gekauft hatten. Was für ein denkwürdiger Tag!
Nach ein bisschen Sightseeing haben wir Denia nach 3 Tagen wieder verlassen.
Unsere Befürchtung nie wieder aus diesem Hafen zu kommen bei einer solchen Dünung erwies sich als absolut unbegründet. Am Tag nach unserer Ankunft hatte sich die Dünung bereits wieder gelegt.
Die sehr ungemütliche Nacht in Cullera noch im Hinterkopf, entschlossen wir nicht mehr frei zu ankern und da es zwischen Denia und Cartagena nichts mehr gab, was uns sonderlich interessierte, war unser nächstes Ziel schnell klar. Bei wenig Wind machten wir uns auf den Weg. Wieder einmal unter Motorenleistung. Wenn schon nicht segeln, dann werfen wir eben mal die Angel raus – dachten wir. Lange mussten wir nicht warten bis die Leine surrte. Gespannt zogen wir die Leine rein und freuten uns über eine kleinen Thunfisch. Zu klein für zwei. Also gleich nochmals raus mit der Leine. Keine 30 Minuten später surrte es erneut. Ein zweiter Thunfisch und genug für ein leckeres Abendessen. Nach dem Ausnehmen der Fische frischte der Wind wie auf Bestellung auf und wir konnten die Segel ziehen. Perfekt! Die Nacht war stockdunkel. Die Wolkenbildung hatte wieder zugenommen. Die Ankunft in Cartagnea war entsprechend trübe aber nur was das Wetter anbelangte. Kurz vor der Hafeneinfahrt teilte sich plötzlich das Wasser neben uns und ein U-Boot tauchte auf. Wow – war das aufregend! Sowas hatten wir die ganzen letzten 3 ½ Jahre nicht gesehen. Seite an Seite steuerten wir auf die Einfahrt zu. Drei oder vier Marine-Soldaten schnappten oben beim Ein-/Ausstieg frische Luft und beäugten uns. Natürlich überliessen wir denen den Vortritt.
Cartagena war oder ist einer der bedeutendsten Handelshäfen Spaniens. So verwundert es auch nicht, dass sehr viel Geschichte vorhanden ist. Wen es interessiert, schaut doch mal unter https://de.wikipedia.org/wiki/Cartagena_(Spanien).
Unser 5-tägiger Besuch bescherte uns einige Besuche bei Ausgrabungsstätten und Museen, welche jeweils sehr interessant und aufschlussreich waren. Toll fanden wir auch, dass die alten Häuser gepflegt und bei Bedarf renoviert werden. Ein sehr hübsches Städtchen. Bei all dieser Geschichte und Architektur kamen Besuche in Tapas-Restaurants und ein bisschen Shopping ebenfalls nicht zu kurz.
Übrigens hat Heinz aus den zwei gefangenen Thunfisch(ch)en ein köstliches Tartar und Sashimi gezaubert! Dazu frisches Toastbrot vom Becker. Das war ein Festessen erster Klasse!
Inzwischen bereits Ende Oktober wurde es langsam Zeit uns auf den Weg in unser Winterlager nach Almerimar zu machen. Leider wiederum mit wenig Wind und viel Motorenleistung kamen wir in Almerimar am 30. Oktober 2016 an. Schade, denn dies war unsere letzte Reise. Da wäre ein bisschen Wind schon schön gewesen.
Wie überall in Spanien mussten wir am Ankunftspier festmachen, im Marina-Büro melden und bekamen dann unseren Platz zugeteilt.
Auch hier wurden wir super freundlich empfangen und ein Marinero half uns beim Anlegen. Almerimar liegt an der Costa del Sol und ist scheinbar die trockenste Gegend Europas.
Ideal um in den folgenden Wochen die üblichen Instandhaltungsarbeiten zu erledigen.
Liebe Familie und Freunde, dies wird wohl der letzte Blogeintrag sein den wir posten, denn wir haben uns entschieden, dass hier unser Abenteuer ‚Seglerleben auf der TAMANGO LOVE‘ endet und wir wieder zurück in die Schweiz gehen und dort zu einem ‚geregelten‘ Tagesablauf übergehen werden. Und so möchten wir es nicht versäumen, allen von ganzem Herzen zu danken, die uns über die letzten 3 ½ Jahre tatkräftig mit lieben Worten oder sogar mit persönlichen Besuchen auf der TAMANGO LOVE unterstützt haben. Verblüfft bzw. positiv Überrascht waren wir von der Tatsache, dass unser Blog tatsächlich von vielen gelesen und teilweise sehnsüchtig erwartet wurde.
Wir werden mit einem riesigen Sack voller Eindrücke, Begegnungen und Erfahrungen zurückkommen und sind sehr dankbar und glücklich, dass wir unseren Traum leben durften. Nun bleibt uns nur noch allen alles Liebe und Gute, eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2017 zu wünschen!
Macheds guet und bis bald!
Yvonne und Heinz

PS: unter der Rubrik 'DIES UND DAS' oder folgendem Link haben wir einige ‚Fakten und Zahlen‘ der letzten 3 ½ Jahren für euch aufgeführt: http://www.tamango.ch/dies-und-das/2-uncategorised/45-fakten-und-zahlen
Weitere Bilder unter: http://www.tamango.ch/fotos/mittelmeer/spanien