Atlantik Mai-Juni 2016

Nach dem Regen kommt bekanntlich die Sonne! Und genauso war es in Bermuda. Nach zwei regen- und wind reichen Tagen zeigte sich das Wetter von seiner Besten Seite.

Also nichts wie an Land und mal schauen was es dort so gibt. Uns erwartete ein charmantes, sehr sauber und aufgeräumtes St. George mit überaus freundlichen Einwohnern. Es gefiel uns auf Anhieb. Und so stiegen wir in den nächsten Bus um eine der über 150 Tropfsteinhöhlen zu besichtigen. Crystal Cave wurde bei einem Cricket-Spiel durch Zufall entdeckt. Scheinbar verschwand der Ball in der Höhle und wurde nie gefunden. Wie auch immer. Die Höhle war wunderschön.

 

Danach ging es noch in eine nahe gelegene Bucht, wo wir die besten Miesmuscheln gegessen haben.

Immer das Wetterfenster im Visier, hat sich die St. Helena entschieden sich am Dienstag auf den Weg zu machen. Für uns war das erstens Mental zu früh und zweitens war wenig bis kein Wind angesagt. So fassten wir den kommenden Freitag vorerst ins Auge.

Der Dienstag kam schnell und wir verabschiedeten uns von der St. Helena, die wir dann hoffentlich wieder auf den Azoren treffen würden. Als wir am späten Nachmittag zurück auf die Tamango Love wollten, bekamen wir unerwarteten Besuch. Ein schöner alter Schoner hatte hinter uns geankert und zwei Mannschaftsmitglieder schwammen auf unser Schiff zu und fragten ob sie eine Piratenflagge hissen dürften. Klar durften sie.

Es stellte sich dann heraus, dass der Schoner von der französischen Marine ist und als Representantenschiff unterwegs war. Traditionell gab es jeweils eine Piratenparty für die Mannschaft bei jeder Ankunft in einem Hafen. Jedenfalls war bei uns ein reger Wechsel bis schlussendlich sogar der Kapitän an Bord war und unser Schiff besichtigte. Im Gegenzug wurde uns dann ihr tolles Schiff gezeigt und natürlich wurden wir zur Piratenparty eingeladen. Was für ein Gaudi! Mit viel Alkohol und wenig Essen wurde gefeiert und getanzt. Der nächste Tag fiel dementsprechend aus. Nun ja, man soll ja die Feste feiern wie sie fallen.

Am Donnerstag machten wir dann noch die letzten Einkäufe und Kontrollen am Schiff, denn das Wetter sah immer noch vielversprechend für den Freitag aus. Ja und so klarierten wir mal wieder an einem Freitag, dem 13. aus und machten uns auf den Weg über den Atlantik zu den Azoren. Ob es ein gutes Zeichen war mit dem Datum? Schliesslich starteten wir unsere erste Atlantiküberquerung ebenfalls an einem Freitag, den 13. (Dezember). Aber wir sind ja nicht abergläubisch und das war auch gut so. Bei schwachem SSE-Wind starteten wir in St. George/Bermuda und hatten eine gute fast malheurfreie Überfahrt. Bis auf 3-4 Tage mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 35 Knoten hatten wir tolles Segelwetter mit wenig bis moderaten Winden und entsprechend mehr oder weniger angenehmem Wellengang. Dies war sicher auch darauf zurückzuführen, dass wir jeden zweiten oder dritten Tag einen Wetterbericht über unser Satellitentelefon herunterladen konnten und so den Tiefs so gut es ging auswichen.

Ansonsten gab es wenig Abwechslung. Ausser das wir einen Finnwal nahe an unserem Schiff sehen durften. Was für ein tolles Erlebnis! Sehr wenige Delfine, die ans Schiff kamen und der Angelhaken blieb leider auch immer leer. Auffallend waren die zahlreichen Portugiesischen Galeeren (sehr giftige Quallen), die übers Meer segeln. Auf den Azoren lagen sie dann zu hunderten am Strand.

 

Spannung gab es als plötzlich hinter uns ein Segelschiff am Horizont auftauchte und zügig näher kam und uns dann überholte. Später trafen wir die Zanzibar in Horta.

Noch kurz zurück zur ‚fast malheurfreien Überfahrt‘. Am Tag bevor wir in Horta eintrafen, wollte Heinz unsere Genua ganz rauslassen, da der Wind immer mehr zusammen brach. Kaum ausgerollt, kam das ganze Segel runter und Heinz konnte nur noch sicherstellen, dass dieses nicht ins Wasser fiel. Die Ursache wurde schnell Entdeckt. Das Fall des Genuasegels war durchgescheuert. Sollte also kein Problem sein das Segel wieder hochzuziehen. Leider weit gefehlt! Immer in der Mitte der Furlingstange stockte es und es war unmöglich, das Segel ganz Hochzuziehen. Auch der Mastaufstieg von Heinz brachte nicht den gewünschten Erfolg. Nach ein paar Versuchen gaben wir es dann auf. Der Wind hatte sowieso noch mehr nachgelassen und so entschieden wir uns die letzten ca. 120 Seemeilen unter Motor, Gross-Segel, Besan und Sturmfock zurückzulegen.

Nach knapp 2000 Seemeilen sind wir am 28. Mai nach 14 Tagen und 12 Stunden in Horta auf der Azoreninsel Faial eingetroffen. Kein schlechter Schnitt finden wir (5.5 Knoten). Wobei die Tagesetmale zwischen 109 und 157 Seemeilen aufwiesen. Und die Überfahrt war besser als erwartet. Und der erste Landblick verschlug uns fast den Atem. Mitten im Atlantik eine satt-grüne und fruchtbare Insel, die vom Meer her schon europäisch wirkte. Das Land jeweils mit Grün abgegrenzt, die Felder waren bestellt, kleine Dörfer mit ihren weissen Häusern und roten Dächern.

Die Marina war schon ziemlich voll als wir eintrafen und über Funk hörten wir bereits von einem vor uns einlaufenden Segelschiff das man im Hafen ankern und mit dem Dinghi zur Marina zum einklarieren kommen soll. Wir hatten wiedereinmal absolutes Glück. Bei der Anmeldung im Büro sass neben uns ein Segler, der gerade gehen wollte und so bekamen wir seinen Liegeplatz. Die St. Helena ist am Vortag eingetroffen und so konnten wir Hedwig wiederum für eine helfende Leinenhand organisieren. Danke nochmals dafür! Es war eine spektakuläre Einfahrt in den Hafenplatz. Lagen doch die Schiffe bereits im vierer Päckchen an der Seitenmole und reduzierten den Kanal um die Hälfte. Nichts desto trotz fuhren wir an den uns zugewiesenen Liegeplatz und Heinz legte einmal mehr ein perfektes Anlegemanöver hin. Beim Rundumblick bezweifeln wir aber, dass wir hier jemals wieder raus kommen! ;-)

Schon während der Überfahrt bemerkten wir, dass es merklich kühler wurde, je näher wir uns den Azoren näherten. In Horta kauften wir uns dann ziemlich schnell einen kleinen elektrischen Ofen, der die Nachttemperaturen im Schiff von 18 Grad relativ schnell auf angenehme 23 Grad aufheizte. Leider zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite. Viel Regen oder Nebel verknurrten uns auf dem Schiff zu bleiben bzw. keine grossen Ausflüge zu machen. Trotzdem packten wir bei einem sonnigen Tag die Gelegenheit und mieteten zusammen mit Hedwig und Pit von der St. Helena ein Auto für eine Insel-Rundfahrt.

Frühmorgens fuhren wir auf den Caldeira (Vulkan) um diesen zu umwandern. Die ca. 8 Km sollten in ca. 2.5 Stunden zu schaffen sein. Der Krater ist ca. 400 m tief und hat einen Durchmesser von 2 km und ist umgeben von blauen Hortensien (diese blüten leider noch nicht), Farnen, Moose, diversen Blumen und anderen Vegetationen. Was für eine grüne Farbenpracht! Was es in der Karibik an verschieden Blautönen im Wasser gibt, gibt es hier die gleiche Menge an grün. Vom saftigen Dunkelgrün bis zum grellen Hellgrün ist alles vorhanden. Einfach wunderschön! Auch die Aussicht von dort oben war überwältigend. Eine sehr gepflegte grüne Insel mit charmanten Dörfern. Anfangs noch ein bisschen Nebelig, hatten wir das grosse Glück mehr oder wenig immer in der Sonne zu wandern. Aufgrund des Regens der letzten Tagen bzw. Wochen war der Weg gegen Ende doch ziemlich matschig und wir waren schlussendlich froh, wieder bei unserem Auto zu sein.

  

Der zweite Stopp war am Ponta dos Capelinhos. In diesem Gebiet ereignete sich im Jahr 1957 ein Vulkanausbruch und brachte Horta ein paar km2 mehr Land. Der bereits vorhandene Leuchtturm wurde dabei teilweise eingeäschert und steht nun weiter im Landesinnern als ursprünglich. Entstanden ist eine einmalige Landschaft aus Asche und Lavasteinen rund um den Ausbruch.

Man steht auf einer immensen Schicht Asche, schaut auf der einen Seite auf den tiefblauen Ozean und auf der anderen Seite Asche und die grünen Hügel. Was für ein Kontrast in den Farben! Des Weiteren gibt es dort ein sehr eindrückliches unterirdisches Museum, welches die ganze Geschichte des Vulkanausbruchs schildert, welcher ca. 2 Jahre andauerte und viele Einwohner zur Auswanderung bewegte.

 

Am nächsten Tag machten wir dann noch eine eher enttäuschende Wale-Whatching Tour. Einen Finwal haben wir zwar gesehen, aber der war relativ weit weg und man sah sowieso nur den Rücken. Auf dem Rückweg gab es dann aber noch ein Delphin-Highlight vor dem Bug.

Zwischendurch fehlte es nicht an feinen einheimischen Getränken und Spezialitäten wie Meeresfrüchte-Spiess, Oktopus-Salat, Kuh-Ragout, Thunfisch-Steak oder einheimische Würste. Dazu passt ein Vihno Verde oder ein Cerveja.

Es gibt wenigstens zwei Dinge, die ein MUSS sind, wenn man mit dem Segelschiff in Horta ankommt. Erstens ins Peters Café Sport und einen Gin Tonic trinken. Zweitens sich auf der Hafenmauer verewigen. Und wir finden: Traditionen sollen gepflegt werden!

  

Von anderen Seglern hörten wir, dass das Wetter auf den anderen Inseln besser wäre als auf Faial. Es war also Zeit weiter zu ziehen. Aber erst mussten wir aus unserer engen Box raus. Beim Abmelden und bezahlen der Marina, baten wir einen Dinghi-Service. Aber Heinz manövrierte die Tamango Love so gekonnt und perfekt aus dem engen Platz, dass wir deren Hilfe nicht in Anspruch nehmen mussten.

So machten wir uns nach knapp 3 Wochen auf den Weg zum ca. 20 Seemeilen Sao Jorge. Dort wollten wir eigentlich vor der Marina vor Anker gehen. Beim näher kommen, sah das Ganze aber sehr eng und überhaupt nicht einladend aus. Und so entschlossen wir kurzerhand uns auf den Weg zum ca. 130 Seemeilen entfernte Sao Miguel zu machen. Bei sehr schwachem Wind und absolut flachem Meer dümpelten wir mit ca. 2.5 – 3.5 Knoten unserem Ziel entgegen. Uns war es egal. Die Segel standen trotz wenig Wind ganz gut. Nichts schlug da keine Wellen vorhanden waren. Nach über 50 Stunden legten wir dann in Ponta Delgada an wo uns schon Hedwig und Pit erwarteten.

Ponta Delgada ist ein ausgesprochen hübsches Städtchen. Enge Gassen, wovon die meisten mit Pflastersteinen mit weissen Mustern versehen sind. Viele Bars und Restaurant, Touristen, Souvenir-Läden u.s.w. Ein Ort zum Verweilen und Wohlfühlen.

  

Inzwischen haben wir für 2 Tage gemeinsam ein Auto gemietet und die Insel erkundet. Der erste Tag führte uns über Furna, wo es Fumarolen (Austritte von heissen vulkanischen Gasen, die ziemlich nach Schwefel stinken) besichtigen konnte.

Eine Spezialität von diesem Dorf ist, Eintöpfe (Cozido) in der heissen Erde zu verbuddeln und so das Essen zu garen. Dies mussten wir natürlich probieren und es schmeckte echt lecker.

Weiter ging es über saftige Hügel und Strassen, die von blühenden Hortensien gesäumt waren. So eine unglaubliche Blütenpracht haben wir alle noch nie gesehen.

In der Caldeira Velha konnten wir dann ein schönes warmes Bad in der üppigen Natur nehmen. Zuerst unter einem Wasserfall mit einer Wassertemperatur von ca. 25 Grad und dann in einem Becken von mindestens 35 Grad. Einfach herrlich!

 

Der zweite Tag war leider vom Wetter her nicht so ideal. Unser Ziel war ein See (oder zwei?), der durch eine Brücke getrennt wird und scheinbar auf der einen Seite Blau und auf der anderen Grün schimmert. Leider war es verhangen und neblig und so sahen wir zwar die Seen aber nur grau in grau. Schade. Trotzdem konnten wir uns auf der weiteren Fahrt nicht satt sehen von diesen unglaublichen Hortensien am Strassenrand. Die wachsen hier wie Unkraut. In Ponta da Ferraria gab es dann nochmals ein warmes Bad. Diesmal aber im Meer. Ja Richtig – dort gibt es ein Naturbecken, das mit warmem Süsswasser natürlich gewärmt wird. Man kann sich sogar die Temperatur aussuchen. Bei Flut ist es kälter, da mehr Meerwasser dazukommt als bei Ebbe. Ein tolles Erlebnis!

 

Nun sieht es so aus, als ob am Dienstag unsere letzte längere Überfahrt ansteht. Das Wetter passt und wir wollen endlich an die Wärme – baden und draussen sitzen, keine Socken, lange Hosen oder Jacke mehr anziehen. Unser Anlaufhafen wird in der Algarve Portimao sein. Wir hoffen wie immer auf eine schöne Überfahrt mit moderaten Winden und Wellen. Ihr werdet es dann erfahren.

Mehr Fotos unter: http://www.tamango.ch/fotos/nordamerika/bermuda und http://www.tamango.ch/fotos/atlantik/azoren

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