Mittelamerika November - Dezember 2015

Nach mehreren Tagen Regen und Wind nutzen wir ein geeignetes Wetterfenster um endlich nach Belize aufzubrechen. Nach Sage und Schreibe 5 Monaten sollte dies unsere erste Segeltour nach der Hurricane Season werden. So starteten wir am 17. November 2015 frohen Mutes Richtung Süden.

Unser erster Stopp planten wir in Puerto Morelos, wo wir schon einmal mit unseren letzten Gästen waren. Nach einem tollen Segeltag und ca. 35 Seemeilen angelten wir eine Boje. Obwohl geschützt von einem Korallenriff, schaukelte die ‚Tamango Love‘ ziemlich. Eine unruhige Nacht stand uns also bevor. Vorher wollten wir aber an Land zu Abend essen. Das Dinghi bereitgemacht, machten wir uns auf den Weg. Im Restaurant mussten wir dann feststellen, dass wir ziemlich Landgang hatten! Ist ja auch nicht verwunderlich nach so langer Zeit.

Da wir keinen Stress hatten, verbrachten wir den nächsten Tag in Puerto Morelos. Vertraten uns die Füsse an Land, holten einen Wetterbericht ein und genossen die angenehme Atmosphäre. Am nächsten Morgen um 09.30 Uhr lösten wir dann die Leinen und machten uns auf den Weg Richtung Belize. Ziel war eine ca. 120 Seemeilen entfernte Bucht in der Baia de la Ascencion – also ein ca. 24 Stunden-Törn. Wir starteten mit sehr moderaten 10 Knoten. Leider drehte der Wind dann nachts bis auf 25 Knoten auf und wir erwischten eine Kreuzsee, die uns keine Minute schlafen lies. Es war sehr ungemütlich. Da die ausgesuchte Bucht nur durch ein vorgelagertes Riff geschützt war und wir keine superguten GPS-Karten hatten, entschlossen wir weiter zu segeln. Der nächste Ankerplatz wäre in einem Atoll gewesen. Aber auch da trauten wir uns nicht hin aufgrund der Wetter- und Wellenverhältnisse. So beschlossen wir direkt nach Belize zu segeln. Nach 52 Stunden und 235 Seemeilen liessen wir den Anker in einer gut geschützten Bucht bei Robinson Point Cay fallen und wir uns ins Bett.

Zu Belize ist vielleicht noch zu sagen, dass ca. 15 Seemeilen vom Festland entfernt das zweitgrösste Korallenriff der Welt liegt. Innerhalb dieses Riffes ist man super vom Wellengang geschützt und man kann auf flachem Wasser wunderbar die einmalige Inselwelt besegeln.

Leider waren wir mit unserem Tiefgang von 2.10 Meter ein bisschen eingeschränkt. Nichts desto trotz fanden wir paradiesische Inseln mit weissem Sandstrand,

   

tollen Korallenriffen

 Kofferfisch  

und Pelikane, Fregattvögel und Möwen, die sich 2 Meter neben unserem Schiff ins Wasser stürzten um einen leckeren Fisch zu ergattern. Und auch wir haben endlich unsere Angelausrüstung erfolgreich getestet. Bei gemütlichen 3 – 4 Knoten Fahrt mussten wir keine 2 Stunden warten bis der erste Fisch anbiss. Da es ein kleiner Tunfisch war, liessen wir die Angel nochmals raus. Wir hatten keine Zeit uns ins Cockpit zu setzten, schon zog die Angelschnur wieder! Diesmal hatten wir eine Makrele an der Angel. Na, das sollte für ein Abendessen reichen. Es war einfach köstlich!

 

Nach gut 2 Wochen Belize machten wir uns dann wieder auf Richtung Norden. Unser nächstes Ziel war das Aussenatoll Glover Reef. Um dahin zu kommen, mussten wir aus dem geschützten Riff. Das hiess durch einen sogenannten Pass (Ausfahrt zwischen Riffen) – unser erster unmarkierter Durchgang! Bei schönstem Wetter starteten wir um ca. 09.00 Uhr. Je näher wir dem Pass kamen, desto mehr Wolken bildeten sich. Eigentlich hofften wir auf schönes Wetter um die Tiefen bzw. evtl. Untiefen frühzeitig zu erkennen. Wenn es bewölkt ist, ist das Wasser einfach grau. Bei Sonnenschein kann man durch die Farbgebung erkennen, wie tief das Wasser ungefähr ist. Nun gut – so mussten wir uns eben auf unseren Chartplotter verlassen. Ein bisschen Nervös und mit klopfenden Herzen segelten wir dem Pass entgegen. Und Schwupps waren wir draussen! Was für ein tolles Gefühl! Nun konnten wir Kurs auf das Atoll Glover Reef nehmen. Leider schloss sich die Wolkendecke immer mehr und kurz vor dem Atoll kam eine dunkle Wand auf uns zu. So wollten und trauten wir nicht in dieses unbekannte Atoll, dass mit vielen Korallenköpfen gespickt ist. Wir fuhren weiter und gelangten morgens um halb 3 zu unserem ausgesuchten Ankerplatz und fielen müde in die Kojen. Morgens wurde dann der Wetterbericht noch runtergeladen. Für die nächsten Tage hatte er nicht besonders viel Wind. Das war gut so. Denn wir wollten zur Banco Chinchorro – ebenfalls ein Atoll – aber eben nur bei gutem Wetter. Kurz vor 10 Uhr hievten wir den Anker und fuhren los. Wie bei uns schon fast üblich, drehte der Wind mitten in der Nacht wieder auf. Leider genau von da wo wir hin wollten und die Wellen wurden auch immer höher und kabbeliger. Es wurde wieder nichts mit dem Atoll – wie schade! So stampften wir 56 Stunden mehr oder weniger gegen Wind und Wellen wovon die letzten 6 Seemeilen die schlimmsten waren. Das absolute Highlight während dieser 2 ½ Tage war die Delfinschule von mindestens 50 Tieren, die etwa 1 Stunde mit uns schwammen. Sowas hatten wir in den 2 ½ Jahren noch nie gesehen. Von allen Seiten kamen sie angeschwommen bzw. gesprungen. Die vielen Jungtiere zogen eine Show ab. Saltos, Bauchklatscher oder auf der Schwanzflosse sich vorwärtsbewegend – LA PURA VIDA schienen sie zu symbolisieren! Ein nicht minder toller Empfang erhielten wir von unserem Freund Peter, der uns nach dieser anstrengenden Fahrt mit einem super leckeren Fondue begrüsste! Herzlichen Dank!

Ca. 2 Tage später kam eine etwa 24 Meter lange wunderschöne Segelyacht in die Bucht. Der Stil sah türkisch aus. Yvonne’s erster Gedanke: das könnte Hansruedi, der Voreigner der ‚Tamango Love‘ sein. Wir hatten ein, zwei Mal Kontakt mit ihm und wussten, dass er demnächst von Florida Richtung Costa Rica unterwegs war. Ein Treffen war aber nicht geplant. Aber er war es tatsächlich! Leider hatten sie unterwegs technische Probleme und so mussten sie hier in Isla Mujeres Notgedrungen vor Anker gehen. Da wir schon einige Zeit hier waren, konnten wir den Kontakt zu einem Elektriker herstellen, den wir in der Marina in Cancun kennen gelernt hatten. Heinz und Hansruedi machten sich mit dem defekten Batterieladegerät und der Fähre auf den Weg zum Elektriker. Andrea (Hansruedis Freundin) und Yvonne gingen Shoppen. Tags darauf sollte das Batterieladegerät geflickt sein oder eine andere Lösung bereit stehen. Da das Schiff von Hansruedi sowieso noch Diesel benötigte, fuhren wir - Hansruedi und Yvonne vorn am Anker und Heinz am Steuer - gleich mit der ‚Lydia‘ in die Marina in Cancun. Heinz vollbrachte ein perfektes Anlegemanöver mit dieser riesigen Segelyacht. Da staunte der Dockmaster Miguel nicht schlecht als er uns zwei auf dieser Yacht sah!

Eine gute Woche später war bei uns alles soweit bereit für unsere Reise in die Schweiz. Ganze 4 Wochen mit unseren Familien und Freunden zu verbringen, darauf freuten wir uns beide sehr. Am Abreisetag wurden wir von Peter, Andrea und Hansruedi am Fährsteg verabschiedet. Problemlos reisten wir zum Flughafen und mit einer Stunde Verspätung (wegen Gepäckprobleme) flogen wir Europa entgegen. Zum Glück hatte unser Anschlussflug ebenfalls Verspätung ansonsten hätten wir diesen nicht mehr erwischt. Um ca. 11.00 Uhr morgens landeten wir in Zürich – unser Gepäck leider nicht. Schnell zum Lost&Found Schalter – wir waren nämlich nicht die einzigen. Alle Gäste aus Cancun vermissten ihr Gepäck. Es hatte die kurze Transit-Zeit wohl nicht geschafft. In der Ankunftshalle wurden wir schon sehnlichst von Yvonne’s Mutter und Schwester Francy erwartet. Endlich konnten wir die beiden in die Arme schliessen. Abends gab es ein feines Raclette als Willkommens-Essen mit der ganzen Familie Romer und um ca. 19.00 Uhr der ersehnte Anruf des Flughafens. Ein Gepäckstück wurde gefunden und noch am selben Abend angeliefert. Aber wo war denn das zweite? Keiner wusste es. Leider waren in der vermissten Reisetasche unter anderem alle Souvenirs und zwei externe Festplatten mit vielen Fotos von unseren Reisen, die nur dort abgespeichert waren. Inzwischen wissen wir, dass solche Sachen ins Handgepäck gehören! Während den 4 Wochen in der Schweiz hatten wir mehrmals Kontakt mit der Fluggesellschaft. Leider blieb das Gepäck unauffindbar. Trotzdem genossen wir natürlich unsere Zeit in der Schweiz. Haben viele Freunde und Familienmitglieder getroffen, viel erzählt und gehört, viel zu viel gegessen und getrunken und einfach die Zeit mit unseren Lieben verbracht. Die Zeit verging wie im Fluge und so sassen wir am 11. Januar 2016 schon wieder im Flieger mit viel Schweizer Schoggi im Gepäck und anderen Leckereien, die man hier nicht bekommt. Nach über 11 Stunden landeten wir in Cancun. Begrüsst wurden wir von einem kräftigen Regen. Auch das noch! Bei der Gepäckausgabe schnappten wir unser Gepäck und fragten bei einem Angestellten der Fluggesellschaft nochmals nach, ob evtl. unsere Reisetasche, die wir seit 4 Wochen vermissten, noch hier in Cancun sei. Er versprach sich darum zu kümmern. Er gab uns noch eine Telefonnummer, wo wir uns ein paar Stunden später melden sollten – was wir auch taten. Zufall oder nicht, just am nächsten Tag bekamen wir einen Anruf vom Flughafen Cancun. Die Dame informierte uns, dass bei ihr (Lost&Found) unsere Tasche liege. Sie wollte wissen, mit welcher Fluggesellschaft wir geflogen waren, damit sie das Gepäck nach Zürich schicken könne. Bloss dass nicht! Yvonne erklärte ihr, dass wir wieder in Cancun seien und die Reisetasche abholen kommen. Und das taten wir auch – umgehend! Inzwischen haben wir die Tasche wieder mit komplettem Inhalt. Wieso das Gepäck nicht auffindbar war? Es war absolut kein Fluggepäckkleber angebracht. Entweder vergessen oder abgerissen. Man weiss es nicht so genau. Fakt ist – weil wir eine Telefonnummer auf dem Gepäck notiert hatten, wurden wir angerufen. Ende gut – alles gut!

Unser nächstes Ziel ist nun das Visum für Amerika. Alle Vorbereitungen sind getroffen. Es muss nur noch ein Termin für ein Interview vereinbart werden. Sobald wir das Visum haben und es ein geeignetes Wetterfenster gibt, geht’s weiter nach Florida. Im Moment sieht es aber nicht wirklich danach aus. Eine Front nach der anderen zieht über uns her. Winde bis zu 30 Knoten machen das liegen hier nicht sonderlich angenehm, geschweige denn ein Aufbrechen. Zum Glück hängen wir an einer ‚Mooring‘ bzw. an einem Anker von ca. 120 KG und fühlen uns einigermassen sicher. Irgendwann sollte sich das Wetter ja wieder beruhigen. In diesem Sinne – bis bald!

 

Mehr Bilder aus Belize unter: http://www.tamango.ch/fotos/mittelamerika/belize