Start ins neue Leben - Juni 2013

Kaum zu glauben - nun ist es schon fünf Wochen her seit wir die Schweiz und unser ‚normales‘ Leben hinter uns gelassen haben. Als wäre es gestern gewesen standen wir am Flughafen, nervös ob unser peinlich genau abgewogenes Gepäck am Check-in Schalter angenommen wird. Wie oft haben wir umgepackt? 2 oder 3 Mal bis alles gut verstaut und aufgeteilt wurde? Egal, schlussendlich konnten wir ohne Übergepäck in die Türkei fliegen. Dies auch dank der Mutter von Heinz, der wir ca. 40 kg Bücher mitgeben konnten, die sie mit dem Auto nach Rhodos nahm.

In der Türkei angekommen, konnten wir für zwei Wochen ein fast neues Mietauto, einen Citroen in Empfang nehmen. Unsere erste Fahrt führte uns natürlich in die Albatros Marina, wo unsere Tamango Love stand. Der erste Anblick erfreute uns, da sie bereits mit dem Unterwasserstreifen versehen war und sehr gut aussah.

Übernachtet haben wir aber die ersten zwei Nächte bei einer Bekannten. Die nächsten 1 ½ Wochen wurden noch letzte Arbeiten im und ums Schiff herum erledigt. So erhielten wir noch zwei Bücherregale um unsere Bücher auch alle verstauen zu können, der Motorenraum wurde noch mit Dämmungsmatten ausgestattet, einige Lackkorrekturen wurden aussen am Schiff vorgenommen und noch 3 weitere Unterwasseranstriche, damit die Algen und Muscheln nicht gleich wieder ansetzen. Nach ca. 10 Tagen wurde die Tamango Love wieder in ihr Element – das Wasser – gesetzt. Wie jedesmal war Heinz ziemlich angespannt. Ob auch alles dicht ist? War es natürlich auch. Danach lagen wir noch ca. 1 Woche im Hafenbecken wo dann unsere neuen Segel angeschlagen wurden. Die Winchen mussten wir noch gründlich reinigen und da endlich auch die Innenarbeiten fertig waren, konnten wir endlich eine Generalsäuberung durchführen bevor wir uns zu zweit auf Erkundungstour machen konnten. Unsere erste Fahrt war kurz. Wir fuhren ca. 1 Stunde mit Motor in die nächste Bucht wo wir ankerten.

Nachmittags hatte es schon ganz schön viel Wind in dieser Bucht – aber der Anker hielt wunderbar. In der Regel stellt der Wind dann abends ca. um 17 Uhr ab was er auch tat. Wir genossen die Ruhe und das süsse Nichtstun. Mitten in der Nacht erwachten wir und hörten, dass es draussen doch ziemlich heftig windete. Der Wind kam vom Land her und brachte teilweise Boen bis zu 30 Knoten mit. Ein kurzer Blick nach draussen liess Heinz das Blut in den Adern gefrieren und ein lautes: Yvonne wir slippen! Lässt einem sehr schnell aufstehen! Yvonne ging sofort nach vorne und versuchte den Anker zu bergen. Der Versuch den Motor zu starten, scheiterte leider. In diesem Moment sahen wir, dass unsere Nachbarn ziemlich schnell immer näher kamen bzw. wir direkt auf diese zu slippten. Yvonnes einziger Gedanke war: neues Schiff – bitte keine Beule. Also packt sie einen Fender und Stand bereit im Falle eines Zusammenstosses. Um Haaresbreite (ca. 1 Meter) verpassten wir zum Glück das andere Schiff! Puhhh das war aber sehr knapp und das Adrenalin pumpte ziemlich in uns. OK was war zu tun? Wir waren noch immer ohne Motor und unser Schiff noch immer unterwegs nach Hinten. Vorerst war kein weiteres Schiff im Weg. Erstens Tisch verschieben um den Motor kurz zu schliessen. Zweitens Tisch wieder zurück schieben um unnötige Schäden oder gar Verletzungen zu vermeiden. Ab nach oben und Anker rein ziehen. Neu ankern und abwarten. Genauso haben wir es gemacht. Die Nacht war zwar kurz aber der Anker hielt dieses Mal. Im Nachhinein mussten wir leider gestehen, dass wir viel zu wenig Ankerkette gesteckt hatten und deshalb der Anker bei so heftigen Windboen nicht halten konnte. Dies sollte uns nicht noch einmal passieren! Als nächstes mussten wir rausfinden warum der Motor mal wieder nicht angesprungen war obwohl dieser ja generalüberholt wurde. Somit hiess es wieder – Tisch verschieben und nachschauen. Ein erster Blick sagte Heinz dass da ein Kabel lose war. Nur – wo soll das bitteschön hin? Nach diversen vergeblichen Versuchen schaute Yvonne kurz in den Motorenraum und gab den richtigen Hinweis – et voilà – seither springt der Motor einwandfrei an!

Einige Tage später konnten wir die ersten Gäste auf der Tamango Love begrüssen. Heinz Schwester Doris, deren Mann Peter und dessen Freunde Elsbeth und Mic besuchten uns für eine Woche. Der erste Segeltag war ziemlich heftig – bis zu 25 Knoten Wind und ca. 2 Meter hohe Wellen – wonach unsere Gäste mehr Wert auf schöne Buchten, baden, feines türkisches Essen und geniessen legten als aufs segeln. So haben wir das dann auch gemacht und es wurde eine rundum gelungene Woche wo viel Gelacht, sehr fein gegessen und ab und zu auch was getrunken wurde!

Nach der Abreise unserer Gäste haben wir nun 3 Wochen Zeit nur für uns und unser Schiff noch besser kennen zu lernen. In der Zwischenzeit waren wir fast ausschliesslich in Buchten vor Anker und haben die eine oder andere schlaflose Nacht hinter uns, weil der Wind teilweise vom Berg hinunter pfeifft und wir noch immer im Hinterkopf haben, dass der Anker nicht hält. Inzwischen haben wir – dank Mic – auch herausgefunden wie man einen Ankeralarm im Chartplotter programmieren kann. Inzwischen schauen wir aber auch, dass wir immer viel Ankerkette stecken und bis jetzt hatten wir zum Glück keinen weiteren Zwischenfall, dass der Anker nicht hielt.

Vor ein paar Tagen haben wir das erste Mal in Griechenland auf der Insel Symi einklariert. Das war ganz einfach. Vor dem Einlaufen in den Hafen muss man die Griechische Flagge und die gelbe Q-Flagge als Zeichen, dass man vom Ausland kommt, hissen. Bei Ankunft in Symi wurde uns dann bereits mitgeteilt, dass wir unsere Pässe und eine Crewliste bereithalten sollen und dass in kürze jemand von der Hafenbehörde kommen werde. Dies geschah innerhalb 10 Minuten. Der nette Herr in Uniform überprüfte die Crewliste mit den Pässen und erklärte, dass wir uns nun zuerst bei der Polizei, dann beim Zollamt und dann beim Port of Authority melden müssen. Das Schöne daran war, das wir so gerade einen Hafenrundgang machen konnten. Die Polizei war am einen Ende des Hafens, der Zoll in der Mitte und der Port of Authority am anderen Ende. Also machten wir uns auf den Weg. Symi ist ein wirklich hübsches Hafenstätdchen oder vielmehr ein Dorf. Typisch griechisch mit vielen bunten Häusern, schmalen verwinkelten Gassen und vielen Restaurants und Souvenier Shops. Einfach toll! Zum Abendessen gab es das langersehnte Schweinekottelet, was es in der Türkei ja nicht gibt.

  

Am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg nach Rhodos gemacht, um Heinz Mutter und ihren Mann zu besuchen, die den Sommer seit einigen Jahren dort verbringen. Nach einem wunderbaren Segeltag und ca. 45 Seemeilen haben wir in einer wunderschönen Bucht auf ca. 4.5 – 5 Meter Wassertiefe geankert. Das Wasser ist kristallklares und der Anker hält seit 3 Tagen.

 

Unsere Bücher, die die Mama für uns mitgenommen hat, haben inzwischen ihren Platz auf dem Schiff gefunden, Proviant haben wir auch für die nächsten Tag und so werden wir bald wieder zurück in die Türkei segeln und unsere nächsten Gäste begrüssen.