Mittelamerika Sept - Oktober 2015

Am 28. September hatten wir die Tamango Love in einer Marina in Cancun geparkt und am nächsten Tag begann unsere 14-tägige Erkundungstour durch Mexiko mit einem Mietauto. Nun gut, ein relativ kleiner Teil von Mexiko – die Yucatan-Halbinsel. Bei der Autovermietung bekamen wir einen kleinen Chevrolet wo unser Gepäck gerade so in den Kofferraum passte. Aber gut – wer braucht mehr?

 

Mittags ging es los und so verbrachten wir die erste Nacht in Playa del Carmen. Ein hübsches Touristendörfchen mit vielen Restaurants, Souvenir-Läden und tollem Sandstrand. Den Start unserer Reise feierten wir mit einem feinen Sushi-Abendessen.

Da wir Tulum und dessen Maya-Ruinen schon im Mai mit unseren letzten Gästen besucht hatten, fuhren wir daran vorbei. Unser nächster Stopp hiess Bacalar. Ein Dorf an einem ganz besonderen See, welcher ‚Laguna siete colores‘ genannt wird, was so viel wie ‚Lagune der sieben Farben‘ bedeutet. Als wir ankamen und das Gewässer sahen, blieb uns der Mund offen stehen. Was für eine Farbenpracht! Wir waren uns nicht sicher ob es ein Süsswasser-See war oder eine Lagune mit Salzwasser. Die sieben verschiedenen Türkisfarben liessen die Lagune wie das karibische Meer aussehen. Bei einer ca. 2 ½ stündigen Bootstour wurden wir dann belehrt, dass es sich um einen fast 60 km langen Frischwasser See handelt in dem Süss- und Salzwasser aufeinander treffen. Bei einem Sprung ins Wasser mussten wir dann auch feststellen, dass das Schwimmen im Süsswasser ganz anders ist als im Salzwasser. Der Auftrieb war einiges geringer und so mussten wir mehr paddeln als die letzten 2 Jahre im Meer.

    

Die weitere Reise brachte uns nach Palenque, wo mitten im Dschungel eine archäologische Fundstätte der Mayas zu besichtigen ist. Auf der Fahrt dorthin zeigte sich das Wetter nicht gerade von der besten Seite. Ca. 2 Stunden goss es wie aus Kübeln. Die Lichter des vor uns fahrenden LKWs waren teilweise kaum sichtbar. Trotzdem waren wir froh ihn vor uns zu haben. Es musste seine Hausstrecke gewesen sein, denn er wich geschickt den gefährlichen Schlaglöchern aus, die wir definitiv nicht gesehen hätten.

 

Im Internet hatten wir uns vorab über Hotels informiert und wussten wo wir hin wollten. Es sollte ein Hotel mitten im Dschungel und sehr nahe bei den Maya Ruinen sein. Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf den Weg zur Maya-Fundstätte. Nach kurzer Beratung entschlossen wir uns, einen Guide zu buchen. Die Tour sollte ca. 4 Stunden dauern und beinhaltete nicht nur die Besichtigung der Tempel sondern auch eine Tour in den Dschungel. Da es die letzten Tage öfters geregnet hatte, wurden wir gleich zu Beginn der Dschungel Tour von aggressiven Moskitos begrüsst. Obwohl mit Anti-Moskito-Spray eingesprüht, wurden wir etliche Male gestochen. Na ja, die Moskitos hatten mal wieder frisches Blut und wir eine tolle Tour im Dschungel. Kaum hatten wir die ersten Schritte gemacht, hörten wir lautes Brüllen. Fast ängstlich Fragte Yvonne was das wohl für Tiere wären? Etwa Jaguare? Der Guide grinste und antwortete es seien Brüllaffen und nur etwa 50 cm gross. Da die Brüllaffen nur etwa 100 Meter von uns entfernt waren, schlichen wir uns durch den Dschungel und näherten uns ihnen und erblickten wenig später die Affen in den hohen Baumkronen.

 

Der Guide warnte uns, wir sollten nicht unmittelbar unter den Brüllaffen stehen da diese Äste, Pippi und Gagga nach unten fallen liessen um die Touristen zu vertreiben. Nun gut das brauchten wir wirklich nicht und so machten wir uns nach ein paar Minuten aus dem Staub. Während den 2 – 2 ½ Stunden im Dschungel wanderten wir auf diversen Maya-Ruinen, die unter einer dicken Schicht Erde begraben waren.

 

Nur ca. 5% der Bauten sind bis anhin ausgegraben aber in einem wirklich guten Zustand. Der Guide erzählte von der Geschichte von Palenque und über die Mayas im Allgemeinen, wie ein Maya-Kalender zu lesen ist oder wie sie lebten. Sehr beeindruckend, was die schon alles wussten ohne die heutige Technik! Voller Eindrücke kehrten wir in unser Hotel zurück.

   

Der nächste Tag führte uns zum beeindruckenden Misol-Ha Wasserfall. Da wir relativ früh unterwegs waren, hatten wir den Wasserfall praktisch für uns alleine. Ein Weg führte hinter dem Wasserfall auf die andere Seite. Unglaublich was da für Wassermassen herunter schossen. Was für eine tolle Fauna rund um den Wasserfall! Alles erstrahlte in sattem Grün.

   

Bevor zu viele Touristen kamen, machten wir uns auf den Weg zum wenige Kilometer entfernten Agua Azul. Es sollen die Wasserfälle des blauen Wassers sein. Insgesamt bestehen diese aus über 500 einzelnen Kaskaden, die eine Höhe von zwei bis 30 Metern erreichen. Der hohe Mineraliengehalt des Wassers verleiht der Wasserfallkaskade ein sehr intensives Leuchten, die Farbigkeit wandelt sich von Becken zu Becken. Während der Trockenzeit sind Farben von Azurblau bis hin zu dunklem Smaragdgrün zu sehen. In der Regenzeit sind die Fälle braun. Tja schade, unser Besuch war während der Regenzeit – also alles braun! War trotzdem schön und eindrücklich.

  

Da wir gut in der Zeit waren, entschlossen wir uns weiter zu fahren bis nach San Cristobal de las Casas. Ein Städtchen auf über 2000 Metern. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr änderte sich die Landschaft um uns herum. Hätten wir es nicht besser gewusst, hätten wir gesagt wir befänden uns in der Schweiz. Der Dschungel wich langsam aber sicher einem Föhrenwald. Einzig die Häuser oder besser gesagt teilweise Hütten erinnerten an Mexiko. Eine tolle Landschaft mit einer unglaublichen Weitsicht. Ja und dann plötzlich standen wir in einem Dorf in einer Kolonne und hatten keine Ahnung warum. Nach ca. 1 ½ Stunden tat sich endlich etwas. Langsam ging es vorwärts. Langsam auch deswegen, weil alle von hinten überholten obwohl es nur eine Strasse gab. Was für ein Chaos! Autos und Menschen blockierten die Strasse. Jeder wollte einfach sein Recht auf Weiterfahrt durchsetzen. Wir mussten lachen. Am Ende des Dorfes erfuhren wir dann auch den Grund für den Stau. Es gab eine politische Strassensperre. Kein Durchkommen für diese Zeit und danach durften wir noch 50 Peso (ca. 3 Fr.) Passiergeld zahlen. Schon fast im Dunkeln erreichten wir dann San Cristobal de las Casas. Schnell ein Hotel gesucht, zu Abend gegessen und ab ins Bett.

Am Abend zuvor war es draussen doch recht frisch geworden und so mussten wir seit über einem Jahr (das letzte Mal bei unserem Besuch in der Schweiz) lange Hosen und eine dünne Jacke anziehen. Tagsüber war es dann aber wieder schön warm und so flanierten wir gemütlich im Städtchen umher. Beeindruckend waren die Häuser und Kirchen im Kolonialstil und die vielen überladenen Indio-Verkäuferinnen, die ihre Waren an den Mann oder die Frau bringen wollten. Einfach herrlich dem Treiben auf dem Hauptplatz von einer Restaurant-Terrasse zuzusehen und einen kleinen Tequila zu trinken. La Pura Vida!

    

Unsere nächste Etappe war der Canyon del Sumidero. Wieder ging es eine gewundene Strasse hinauf und hinab. Links und rechts eine sattgrüne Vegetation und ab und zu ein Dorf mit meist ärmlichen Häusern und wo nur die Hauptstrasse asphaltiert war. Die restlichen Strassen und Vorplätze bestanden nur aus Erde. Wie es dort wohl aussehen mag wenn es so richtig regnet?

 

Eigentlich wollten wir zu einem Aussichtspunkt, wo man scheinbar einen atemberaubenden Blick in den Canyon hat. Dort angekommen, war dieser just an diesem Tag geschlossen. Nun gut, eine Bootstour wollten wir auch noch machen und so machten wir uns auf den Weg ins nächste Dorf, wo solche angeboten wurden. Kaum am Hauptplatz eingetroffen, wurden wir auch schon von einem Guide begrüsst und gefragt ob wir eine Bootstour machen wollten. Und so kam es, dass wir keine 2 Minuten warten mussten und es gleich losgehen konnte. Mit ca. 20 Personen im Boot fuhren wir den Canyon hinauf. Immer wieder wurde angehalten um Krokodile, Pelikane oder anderes Getier zu beobachten und fotografieren. Der Canyon war wirklich eindrücklich. Bis zu 1000 Metern fallen die steilen Felswände hinab. Wie viele Millionen Jahre das wohl gedauert hat um diesen Canyon auszuwaschen?

    

Der nächste Anlaufpunkt wäre eigentlich Isla Aguada gewesen. Da es uns aber überhaupt nicht gefallen hat, sind wir gleich weiter nach Campeche gefahren.


Wieder eine Stadt mit einem Historischen Stadtkern im Kolonialstil. Abends gab es sogar eine Lichtshow, welche die Geschichte der Stadt erzählte. Tolle Sache. Viel mehr gab es aber hier nicht zu sehen und so machten wir uns am nächsten Tag wieder auf den Weg.

  

Celestun hiess unser Tagesziel. Dort soll es tausende von Flamingos geben, die man wieder mit einer Bootstour besichtigen konnte. Da angekommen, wurden wir schon wieder von einem Guide begrüsst und so mussten wir mal wieder nicht lange warten um eine Bootstour zu machen. Dieses Mal war das Boot und die Gruppe kleiner. Mit sieben Personen war es eine gute Gruppe und ein freundliches Paar übersetzte uns was der Captain erzählte. Vorbei an Pelikan- und Kormoran-Schwärmen ging es in eine mit Mangroven bewachsene Lagune, wo uns schon die ersten Flamingos entgegen flogen.


Was für majestätische Vögel. Nach einem kurzen Marsch sahen wir dann tatsächlich eine kleine Kolonie von vielleicht 100 Flamingos. Wie so oft erwischen wir immer die falsche Jahreszeit. Dafür waren kaum Touristen zu sehen. Zur Hochsaison sollen es bis zu 25‘000 Flamingos sein. Eine unvorstellbare Anzahl.


Nach der Rückkehr musste unbedingt ein kühles Blondes her und eine Spezialität von Celestun – blaue Krabben – genehmigten wir uns auch. Was für ein Festessen! Abends im Dorf waren wir vermutlich die einzigen Touristen. Was soll‘s! Beim Frühstück am nächsten Morgen erfuhren wir dann, dass einer der Betreiber unseres Hotels ein Schweizer war. Es war mit Abstand das beste Frühstück seit wir unterwegs waren. Zopf aus der Hausbäckerei, selbst gemachte Konfitüre, frische Früchte, Saft und Eier und dazu ein Schwatz mit dem Betreiber. Nach diesem reichhaltigen Frühstück ging es für uns weiter nach Mérida. Eine Millionenstadt mit viel Kultur. Wir buchten ein Hotel im Kolonialstil mitten im Stadtzentrum. Bei einer Stadtrundfahrt bekamen wir einen Überblick über die verschiedenen Baustile der letzten Jahrhunderte und Maya-Kulturen.

    

Abends wurde dann die Hauptstrasse zur Fussgängerzone erklärt und alles Restaurants brachten Tische und Stühle auf die Strasse. Wie eine Party – wie für Heinz bestellt, der an diesem Tag seinen 50igsten Geburtstag feierte.


Langsam aber sicher ging unser Abenteuer dem Ende entgegen. Unser letzter Halt war bei den wohl berühmtesten Maya-Stätten von ganz Mexiko: Chichen Itza. In einem schönen Hotel ganz in der Nähe der Ruinen quartierten wir uns für zwei Nächte ein. Zu Fuss erreichten wir dann am nächsten Morgen die Ausgrabungsstätte und verbrachten fast den ganzen Tag dort. Diesmal ohne Guide dafür mit einem im Hotel gekauften Reiseführer, der ziemlich schlecht ins Deutsche übersetzt wurde. Aber da jede Ausgrabung ebenfalls Beschriftet war, kamen wir ganz gut zurecht.

    

Müde und voller Eindrücke kamen wir zurück ins Hotel und legten uns gleich an den Pool um uns zu erholen.


Die Rückreise zur Marina hatten wir so geplant, dass wir das Auto noch einen Tag für einen Grosseinkauf hatten. Alles war eingekauft und im Schiff verstaut und am nächsten Tag brachten wir das Auto zurück. Auf dem Rückweg zur Marina fing es dann ziemlich heftig an zu regnen just in dem Moment wo wir zwei Regenjacken gekauft hatten. Und es wollte einfach nicht mehr aufhören. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag die Marina verlassen und wieder nach Isla Mujeres vor Anker gehen und ein paar Tage später nach Belize segeln. Aber es schüttete fast ununterbrochen und das die darauffolgenden fünf Tage. So blieben wir in der Marina wo wir wenigstens Internet und Fernsehen hatten. Lebensmittel und Getränke hatten wir ja am Vortage gebunkert.

Nach gut 2 Wochen Rundfahrt mit ca. 2800 gefahrenen Kilometern hatten wir eine tolle Zeit hinter uns. Auf der einen Seite genossen wir das Schiffsleben mal wieder hinter uns zu lassen und nachts einfach ins Bett zu fallen ohne im Unterbewusstsein auf undefinierbare Geräusche zu lauschen. Des Weiteren war der Mix zwischen Natur, Kultur und Geschichte genau nach unseren Wünschen und kann nur jedem weiter empfohlen werden.

In den nächsten Tagen werden wir uns auf den Weg nach Belize machen, wo wir mal wieder der Zivilisation entfliehen und das einsame Inselleben geniessen. Ja und dann…. dann haben wir uns spontan entschieden, die Feiertage in der Schweiz zu verbringen. Nach über einem Jahr unsere Familien und Freunde in die Arme zu schliessen, da freuen wir uns jetzt schon sehr darauf!

Viele Fotos von Mexiko findet ihr unter: http://www.tamango.ch/fotos/mittelamerika/mexico