Atlantiküberquerung

Nach ziemlich genau 2600 Seemeilen (ca. 4800 km) haben wir nach 22 Tagen und 16 Stunden mitten in der Nacht am 5. Januar 2014 in Antigua/Karibik im English Harbour den Anker fallen lassen. Was für ein unvergesslicher Trip! Aber alles der Reihe nach. 

Während 3 Wochen in Teneriffa haben wir noch einige Arbeiten am Schiff erledigt. Obwohl erst frisch Renoviert, kamen schon wieder einige Roststellen zum Vorschein. Ausserdem hatte der Bug einige unschöne Lackschäden vom Anker. Diese haben wir ‚Fachmännisch‘ selbst behandelt und frisch gestrichen bzw. gesprayt. Im letzten Blog berichteten wir vom leckenden Stevenrohr. Nachdem wir einem Schiffshändler ein Foto gezeigt haben, meinte der nur: austauschen. Und das ging nur wenn das Schiff aus dem Wasser gehievt wurde. Gesagt getan. Innerhalb von 3 Stunden wurde das Schiff in Teneriffa aus dem Wasser geliftet und die Stopfbuchse ausgewechselt. Wir vermuten dies war seit 20 Jahren nicht mehr gemacht worden und war absolut notwendig. Gemäss Mechaniker hält eine Stopfbuchse 5 Jahre. äHähhhhsjdhjdhdhdhhhHätte man also auch schon während der Renovation austauschen sollen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Für die Atlantiküberquerung haben wir uns noch ein Satelliten-Telefon geleistet. Da wir dieses nur im Notfall einsetzen wollten, entschieden wir uns für ein Inmarsat IsatPro. Telefonieren und Wetterbrichte downloaden sollte es können – mehr nicht. Zwei, drei Tage bevor wir ablegen wollten, testeten wir das Telefon. Anrufe und SMS konnten empfangen werden. Soweit so gut. Beim Versuch das Telefon als Modem zu verwenden, scheiterten wir. Also gingen wir zum Schiffshändler, wo wir das Telefon gekauft hatten. Der Zufall wollte es das ein Mitarbeiter von Navigationsgeräten vor Ort war der sich auch ziemlich gut mit anderen Computer-Dingens auskannte. Dieser Versuchte uns zu helfen. Auf die Schnelle funktionierte dies natürlich nicht. Nach einigen Stunden einigten wir uns, dass er das IsatPro nach Hause mitnahm für weitere Tests und wir uns am nächsten Tag wieder treffen sollten. Dies war unser gewünschter Starttag Richtung Karibik. Obwohl ein Treffen um 9 Uhr vereinbart wurde, tauchte der Typ erst um 10.30 Uhr auf und das ohne das Problem wirklich behoben zu haben. Bis 12.00 Uhr versuchten wir das Ding zum Laufen zu bringen. Die Rückfrage beim Spanischen Vertreter ergab, dass man unter freiem Himmel sein muss um eine einwandfreie Verbindung zum Remoteserver herstellen zu können. Gut, damit konnten wir leben, auf dem Atlantik war genug freier Himmel vorhanden. Ohne weitere Tests mit dem Satelliten-Telefon ins Internet zu kommen, machten wir uns auf den Weg in die Karibik. Die Hafengebühren wurden bezahlt und am Freitag den 13. Dezember 2013 (wir sind ja nicht abergläubisch!) lösten wir die Leinen. Ziel: St. Martin/Kleine Antillen.

Voller Spannung was uns unterwegs alles erwarten sollte, waren wir beide ziemlich nervös und angespannt. Der Wetterbericht sagte zwar ziemlich viel Wind für die erste Woche an, aber irgendwie wollten wir endlich los. In Teneriffa regnete es ziemlich oft und heftig und so haben wir das erste Sonnenfester mit Wind von Osten gleich ausgenutzt. Kaum aus dem Hafen konnten wir auch schon die Segel Richtung Südwesten setzen - so wie es überall beschrieben wird. Erst soll man ca. 1000 Seemeilen Richtung Südwesten segeln bis man den Passatwind erwischt und danach immer gegen Westen mit Rückenwind. Easy Sailing wonach 2 Wochen lang die Segel immer gleich stehen sollten. Darauf freuten wir uns schon sehr. Wie auch immer – die Wellen, die uns ausserhalb vom Hafen Santa Cruz de Tenerife erwarteten, waren schon ziemlich hoch (ca. 2 – 3 Meter) und es schaukelte und schwankte ganz schön deftig für unsere Verhältnisse. Die ersten Stunden und Tage hatten wir beide einen flauen Magen. War es weil wir nervös waren oder vertrugen wir die Wellen nicht? Mussten wir uns zuerst wieder ans Schaukeln gewöhnen oder waren wir gar Seekrank? Der Appetit hielt sich in Grenzen und der tolle Menü-Plan, den Heinz im Vorfeld erstellt hatte, war nach den ersten Tagen bereits über den Haufen geworfen. Das viele Frischfleisch wurde in den Tiefkühler verfrachtet und unsere Mahlzeiten bestanden vorerst aus Suppe und Brot. Sollte das nun 3 Wochen so weiter gehen? Ufff…. wie anstrengend! Es hiess: sich und alles andere immer gut festhalten sonst fliegt man oder es durchs Schiff. Dauernd waren wir am aufwischen von diversen Getränken oder Esswaren, die flogen und wenn ausnahmsweise nicht kam sicher eine Monsterwelle direkt ins Cockpit bzw. ins Schiffsinnere. Putzen war Tagesaufgabe Nummer Eins. Des Weiteren klirrte und schepperte es an allen Ecken und Enden. Die ersten Tage mussten wir uns auch wieder an die 3-Stunden-Schichten gewöhnen. Ebenso ans Schlafen bei solch einem Wellengang. So konnten wir nur quer im Bett liegen und der Magen oder besser gesagt der ganze Körper bewegte sich im Rhythmus der Wellen. Sehr gewöhnungsbedürftig und die ganze Situation zerrte an unseren Nerven. Wie schon während der vorgängigen Fahrten benötigten wir ca. 2-3 Nächte bis sich Körper und Geist auf kurze Schlafphasen eingestellt hatten.

Mit 20—27 Knoten Wind und ca. 3 – 5 Meter Wellen rasten wir mit über 6 Knoten Richtung Kapverdische Inseln. Es hatte sich so eingespielt, dass wir nachts mehr oder weniger mit dem Autopilot unterwegs waren und auch der Wachhabende im Halbstunden-Rhythmus sich vergewisserte, ob alles in Ordnung war. Seit Teneriffa hatten wir sozusagen kein Schiff gesichtet und so fühlten wir uns relativ sicher auch mal eine Mütze mehr Schlaf einzuheimsen. Schliesslich war es noch ein langer Weg bis in die Karibik.

 

Am 17. Dezember 2013 morgens um 06.30 Uhr ging plötzlich ein Alarm los. Beide am Schlafen – Yvonne hatte Wache und machte 5 Minuten vorher noch einen Kontrollgang. Es dauerte eine Weile bis wir endlich begriffen woher der Alarm kam. Der Autopilot hatte sich aus irgendeinem Grund aufgehängt und die Tamango Love steuerte einen ganz falschen Kurs an. Bei Starkwind versuchten wir diese wieder auf Kurs zu bringen. Auf einen Rudereinschlag reagierte sie nicht. Da wir nur die Sturm-Fock (kleinstes Segel) gesetzt hatten, versuchten wir die Lady mit der Genua (grösseres Vorsegel) wieder auf Kurs zu kriegen. Leider ebenfalls erfolglos! Die Hilfe des Motors - zwecklos. Was war da nur los? Irgendwann realisierte Heinz, dass das Ruder nicht mehr reagierte. Also musste die Notpinne her. Das ist bei uns ein Rohr, das über einen quadratischen Block, der sich im Cockpit befindet, gestülpt wird. Dieser wiederum ist direkt mit dem Ruderblatt verbunden. Damit konnten wir dann zum Glück wieder den gewünschten Kurs ansteuern. Nun ging es auf Problem-Suche. Yvonne bediente die Notpinne und Heinz musste einige Holzverkleidungen abmontieren und Schränke verschieben um an die Steueranlage zu gelangen, die sich unterhalb des Cockpits befindet. Und dies wie gesagt unter Starkwind und ziemlichem Wellengang. Ein Blick in die Steueranlage zeigte, dass beim Ruderquadrant ein sogenannter Schlüssel aus der Fassung gefallen war und somit der ganze Ruderquadrant einige Zentimeter runterrutschte. Dies bewirkte, dass die Anlage nicht mehr steuerbar war. Mit Klebeband fügte Heinz diesen Schlüssel wieder in die Fassung zurück und klebte das ganze notdürftig zusammen. Den Ruderquadranten konnten wir nicht wieder in die vorherige Position bringen weil zu schwer.

  

Durch diese Verschiebung stimmte die ganze Einstellung des Autopiloten ebenfalls nicht mehr. Um nicht auch noch Schaden daran anzurichten, trauten wir uns nicht mehr diesen für längere Zeit einzusetzen. Was nun? Wir waren relativ nahe bei den Kapverdischen Inseln. Sollten wir einen Abstecher dorthin machen? Wir entschieden uns, die Fahrt weiter Richtung Karibik fort zu setzen. Mit dem Wissen, für die nächsten zweieinhalb Wochen die Tamango Love von Hand zu steuern was eine harte Sache werden würde. Die Stimmung war am Tiefpunkt angelangt und der erste Schiffskoller machte sich bemerkbar. In solchen Momenten stellt man sich die Frage ob das wirklich DER Lebenstraum ist wie man sich das vorgestellt hatte. Und just in diesem Moment zeigten sich ca. 8 Delfine welche in den grossen Wellen ihre wahre Lebensfreude zeigten indem sie Luftsprünge machten und in die nächste Welle tauchten. Dies hob unsere Stimmung wieder ein bisschen an.

Von nun an hiess es von Hand Steuern. Nach ein paar Tagen machten sich bereits die ersten Wehwehchen bemerkbar. Muskelkater in den Armen, Gelenk- und Rückenschmerzen. Aber es nutzte ja alles nichts – die Karibik war noch weit.

Nach gut einer Woche und knapp 1000 Seemeilen gesegelter Strecke, drehten wir dann endlich Richtung Westen. Der Wind war noch immer sehr stark und die Wellen hatten sich auch noch nicht beruhigt. Im Gegenteil. Dauernd waren wir am Reffen, Fieren, Reffen, Fieren und die Wellen kamen von allen Seiten und es schwankte entsprechend. Des Weiteren setzte teilweise eine recht starke Strömung ein, die das Steuern noch anstrengender machte. Glücklicherweise zog die Strömung Richtung Westen und so hatten wir immer noch zusätzlichen Schub. Trotzdem hatte dies nichts mit gemütlichem Segeln in die Karibik zu tun. Unterwegs wurden wir des Öfteren verregnet oder sahen wo es regnete. Fast täglich sahen wir als Gegenleistung Regenbogen in allen Grössen und in wunderschönen Farben.

  

Seit Teneriffa segelten wir nur mit der Genua, unserem Vorsegel. In der zweiten Woche entschieden wir uns dann, das Gross-Segel im 2. Reff noch zu setzten um dem Schiff Stabilität zu geben. Zur Erinnerung: es schwankte noch immer fürchterlich und die Wellen waren teilweise noch immer um die 3 – 5 Meter hoch. Um das Gross zu setzten, mussten wir die Genua wieder einrollen, was sich als fast unmöglich herausstellte. Irgendwo klemmte was. Mit Müh und Not schafften wir es dann doch aber auf den letzten Zentimetern knackte es irgendwo. Diese wieder einsetzen wollten wir nicht, weil wir Angst hatten das Segel nicht wieder einrollen zu können. So blieb uns nichts anderes übrig als das Gross im 2. Reff (wir hatten noch immer Wind bis zu 30 Knoten) zu ziehen und zusätzlich die kleine Sturmfock. Ideal war das nicht. Erstens war schon in der ersten Woche bei der Sturmfock eine Naht gerissen und so wollten wir diese eigentlich gar nicht mehr einsetzen. Zweitens hatten wir den Wind absolut im Rücken, so dass das Gross-Segel der Fock den Wind aus dem Segel nahm und diese unangenehm hin und her schlug. So gut wie möglich banden wir diese dann fest. Wirklich schnell waren wir dadurch nicht. Hatten wir in der ersten Woche Tagesetmale von 125 – 140 Seemeilen (durchschnittliche Geschwindigkeit von ca. 5.5 Knoten), kamen wir mit Gross und Fock nur noch auf 100 Seemeilen, was eine durchschnittliche Geschwindigkeit von ca. 4.1 Knoten ergab. Nun hatten wir also eine angeschlagene Ruderanlage und eine Genua, die wir nicht mehr einsetzen konnten – na toll!  

Inzwischen kamen wir der Karibik immer näher. Die Temperaturen stiegen fast täglich und ein Blick auf die Wassertemperatur zeigten 26 Grad – und das mitten im Atlantik. Delfine hatten wir bis dato keine mehr gesichtet dafür umso mehr fliegende Fische. Einige schafften es sogar bis auf unser Deck! Jeden Morgen machten wir einen Decksrundgang und mussten leider 1 – 2 tote Fische entsorgen. 

Langsam stellte sich wieder Routine ein. Aber leider nicht für lange. Ausnahmsweise hatten wir in dieser Nacht fast keinen Wind und so lief der Motor. Heinz hatte Schicht und Yvonne schlief tief und fest. Plötzlich hatte Heinz das Gefühl etwas Komisches zu riechen. Beim Blick in den Motorenraum entfuhr ihm ein sehr lautes ‚SCHEISSE, SCHEISSE, SCHEISSE‘. Yvonne schreckte aus dem Tiefschlaf und stand binnen einer Sekunde im Salon. Sie sah ebenfalls den Rauch aus dem Motorenraum steigen. Passierte dies wirklich oder waren wir in einem Alptraum? Heinz nahm das Gas zurück in den Leerlauf und schaute was weiter passierte im Maschinenraum. Glücklicherweise nichts. Er roch einfach extrem nach verbranntem Kunststoff. Wir stellen uns die Frage, ob wir den Motor je wieder starten könnten, wenn dieser nun ausgemacht würde. Aber mehr als eine Woche mit laufendem Motor unterwegs sein, wollten wir dann doch auch nicht. Der Diesel hätte wahrscheinlich sogar gereicht. Der Motor wurde also ausgemacht. Im Hinterkopf: ein Ersatz-Startermotor liegt unter unserem Bett und Kabel gab es auch an Bord um im Notfall etwas zu basteln. Der Wind hatte inzwischen wieder soweit zugenommen, dass wir segeln konnten. Die Begutachtung des Schadens im Motorenraum verschoben wir auf später, wenn es wieder hell war. Bei Tageslicht stellte sich dann heraus, dass wir einen Kabelbrand hatten. Die Kabel zum Startermotor waren komplett durchgebrannt, der Starter-Motor nahm jedoch keinen Schaden. So kam der bewährte Schraubenzieher wieder zum Einsatz und der Versuch den Motor kurzuschliessen funktionierte einwandfrei. Trotzdem hatten wir wieder einen Punkt mehr auf unserer Reparaturliste.  

Langsam aber sicher stellten wir uns die Frage ob da jemand ist, der uns das ganze Abenteuer vermiesen wollte? Soviel Pech kann man doch gar nicht haben! Die Stimmung war mal wieder auf dem Nullpunkt. Dazu kam, dass wir weder telefonieren noch einen Wetterbericht über das Satelliten-Telefon herunter zu laden konnten. Was für einen sch…. haben wir da bloss gekauft?  

Wie bereits vorgängig erwähnt, war unser Zielhafen in der Karibik eigentlich Baie de Marigot auf der französischen Seite von St. Martin. In Anbetracht das wir aber am 24. Januar 2014 Familienbesuch auf Antigua bekommen und Antigua mindestens eine Tagesfahrt näher als St. Martin war, beschlossen wir kurzerhand direkt dorthin zu segeln. So erhofften wir uns weniger Stress bei all den Reparaturen zu haben um die Tamango Love wieder segel- und fahrtauglich zu machen. 

Die letzten 100 Seemeilen waren dann mal wieder gezeichnet von viel Wind und entsprechenden Wellen sowie einigen Gewitterfronten mit Blitzen. Wir kamen schneller voran als gedacht. Leider konnte man schon fast sagen. Beim Errechnen der Ankunftszeit stellte sich immer mehr heraus, dass es wohl nachts sein wird. Nachts in eine Bucht oder Hafen zu fahren, den man nicht kennt, ruft immer ein unbehagliches Gefühl hervor. Gegen Mitternacht (Lokalzeit) waren wir dann auch soweit, dass wir den Motor kurzschlossen und die Segel herunternahmen um in den English Harbour in Antigua einzulaufen. Dies obwohl in unserem Küstenhandbuch von einer Nachtansteuerung für Ortsunkundige abgeraten wurde. Die Fahrt in die Bucht war dann auch sehr spektakulär. Plötzlich waren wir umringt von grünen und roten Tonnen, von denen weder etwas in unserem Küstenhandbuch stand noch auf dem Chartplotter angegeben wurde. Zum Glück hatten wir im Vorfeld gelesen, dass die Betonnungen genau umgekehrt sind wie in Europa. Das heisst, wenn man vom Meer her kommt, soll die grüne Beleuchtung Backbord (links) und die rote Steuerbord (rechts) sein. So schnell wie die Tonnen auftauchten so schnell waren wir dann auch schon mitten in der English Harbour Bucht. Obwohl stockfinster hatten wir das Gefühl, das die Bucht sehr viel kleiner war als wir sie uns aufgrund gesehener Bilder vorgestellt hatten. Ausserdem lagen bereits einige Yachten vor Anker. Im Vorfeld hatten wir besprochen, dass wir ebenfalls Ankern und erst am Tag eine Marina anlaufen würden. Es dauerte eine Weile bis wir uns mehr schlecht als recht orientieren konnten. Schrecklich waren die Brandungsgeräusche, deren Nähe man absolut nicht abschätzen konnte. Ebenso beängstigend waren die Riffe, die im Küstenhandbuch beschrieben waren, die man nachts natürlich nicht sehen konnte. Yvonne schrie Heinz mehr als einmal an er solle sofort wenden weil wir zu nahe an der Küste waren. Na ja, man weiss es nicht so genau ob es so war. Nachts Distanzen abzuschätzen ist fast unmöglich. Wie auch immer, irgendwann entschlossen wir den Anker fallen zu lassen. Dieses Manöver mussten wir etwa 3 -4 Mal wiederholen, bis der Anker endlich hielt bzw. wir beide das Gefühl hatten, er hält. Bei einem Rundumblick vermuteten wir bereits, dass wir Mitten im Durchfahrtskanal lagen. Aber ehrlich gesagt war uns das morgens um 2 Uhr ziemlich egal und wir blieben wo wir waren. Aufgrund des Motorenproblems entschieden wir den Motor nicht abzustellen sondern im Leerlauf die ganze Nacht laufen zu lassen um im Notfall, sollte der Anker nicht halten, reagieren zu können. Damit wir auch von jedermann gesichtet wurden, schalteten wir das Deckslicht ein und die Navigationslichter liessen wir auch an. Des Weiteren haben wir die ganze Nacht Ankerwache gehalten – alle 30 Minuten einen Blick auf den Chartplotter und einen Rundumblick nach draussen. Bevor wir jedoch ins Bett fielen, gönnten wir uns noch einen Teller Pasta und der Ankerdrink durfte natürlich auch nicht fehlen. So liessen wir es uns nicht nehmen auf die überstandene Atlantiküberquerung mit Champagner anzustossen. Den Spendern Klaus und Brigitte nochmals ein herzliches Dankeschön! 

  

Am nächsten Morgen bestätigte sich dann unsere Vermutung, dass wir mitten in der Durchfahrt lagen. Gemütlich haben wir gefrühstückt bevor wir danach die Marina Nelson‘s Dockyard anfunkten um nach einem freien Anlegeplatz zu fragen. Eine mühsame Angelegenheit. Mindestens 10 Versuche bevor man eine Antwort erhält. Schlussendlich klappte es und wir wurden in einen Platz eingewiesen. Man muss dazu sagen, dass wir aus der Türkei sehr verwöhnt sind. Haben doch alle Marinas Mooringleinen ausgelegt. Hier mussten wir Ankern (in Rhodos das letzte Mal) und Rückwärts anlegen, was auch alles wunderbar klappte. Wir dachten auch unser Anker hält, aber nach einer Weile mussten wir dann feststellen, dass dies nicht der Fall war. Also hiess es nochmals raus. Inzwischen waren die Jungs von der Marina verschwunden und wir funkten diese erneut an damit sie uns beim Anlegen nochmals helfen sollen. Zig Anfragen per Funk blieben unbeantwortet. So entschieden wir uns, bei der gegenüberliegenden Marina seitwärts festzumachen. Gesagt getan. Leider küssten wir bei diesem Manöver den Steg und fingen zwei böse Kratzer auf der Seite ein. Grrrr…… auch das noch! Aber wenigstens lagen wir hier sicher und mit unserem Motorenproblem vor Anker wäre uns sowieso nicht sonderlich wohl gewesen. Nun stand einem ausgiebigen Ausschlafen nichts mehr im Wege. Nach 14 Stunden Schlaf waren wir dann einigermassen wieder fit und voller Tatendrang. Wir machten uns am Montagmorgen gleich auf den Weg zum Marina Büro um uns anzumelden. Der nette Herr schickte uns dann gleich zum Dockmaster bei dem wir Wasser und Stromanschluss erhielten. Des Weiteren organisierte er einen Mechaniker für den Motor und setzte sich mit dem Segelmacher in Verbindung. Keine Stunde später stand bereits der Mechaniker am Boot. Nach einem kurzen Blick auf unser Desaster meinte dieser, dies wäre ein Fall für den Elektriker, welchen er gleich anrief. So ergab das eine das andere. Inzwischen läuft der Motor wieder, die Segel sind geflickt, der Lackschaden behoben. Nachfolgend eine kleine Liste was während der Atlantiküberquerung kaputt ging:

Rückblick Atlantiküberquerung: 

  • Defekte Rollanlage Genua: Furlingstange runtergerutscht aufgrund abgewürgter Schrauben, Schrauben auf halber Höhe der Furlingstange herausgefallen
  • Sturmfock: Gerissene Naht der Baumtasche, 1 Riss
  • Gross-Segel: 3 defekte Slider, 1 kleines Loch
  • Defekte Ruderanlage: Schlüssel aus der Fassung gefallen, Ruderquadrant nach unten gerutscht
  • Lackschäden am Inventar: 3
  • Kabelbrand bei Solenoid (Relais) zum Startermotor
  • Download Wetterbericht durch Satelliten-Telefon nicht möglich ebenso wenig telefonieren
  • Verbogene Halterung Horseshoe durch grosse Welle: 1
  • Durchgebrannte Sicherung Ankerwinsch: 1
  • Kaputte Gläser: 2
  • Kaputte Tassen: 3
  • Tote Fische auf Deck: 8

Seit gut 10 Tagen sind wir nun im English Harbour in der Slipway Marina auf Antigua. Ein wirklich schönes Fleckchen Erde. Sehr nette Locals, wie die Einheimischen hier genannt werden ebenso wie die anderen Yachties. Alle sehr hilfsbereit. Letzten Sonntag waren wir in Shirley Hights an einer Barbecue und Reggae Party mit unseren englischen Schiffs-Nachbarn. Das war ein Spass!

 

In ein paar Tagen erhalten wir Familienbesuch und werden die Insel erkunden. Wohin wir danach weiter segeln, werden wir in den nächsten Tagen besprechen. Wir halten euch auf dem Laufenden…. Irgendwie wird’s uns einfach nie langweilig obwohl wir schon lange darauf warten!